Onlinetiermarkt, Fluch oder Segen?

Onlinetiermarkt, Fluch oder Segen?

Das sind wir: Hallo meine Lieben, Mein Name ist Laura, ich bin 30 Jahre alt und mein kleiner Jack Russell – Dackel - Mix Pixel ist knapp fünf Jahre alt. Ihr könnt unsere Alltagsabenteuer gerne in Instagram @verdackelt.offical mitverfolgen. Wir würden uns sehr freuen, wenn wir uns kennen lernen würden 😊. Heute möchte ich euch erzählen, wie ich über eine Kleinanzeige zu Pixel gekommen bin, beziehungsweise er seinen Weg so zu mir gefunden hat.

Eigentlich war nie in meinem Leben geplant, dass ich einen eigenen Hund haben werde. Ich bin zwar groß damit geworden, weil mein Vater einen Hovawart aus dem Tierheim hatte und meine Oma bereits seit 30 Jahren Zwergpudel hat, aber bis dahin war ich überzeugt davon, dass eine selbständige Katze eher was für mich ist. Die Katze benutzt das Katzenklo und ist Freigänger, ich kann trotzdem in den Urlaub fahren, ohne große Planung, und ich muss nur jemanden zum Misten und Füttern organisieren. Trotzdem habe ich die Kuscheleinheiten, wenn die Katze kommt. Der Gedanke hat mir gut gefallen. Ich bin selbst mit einer Kätzin, die aus dem Tierheim kam, groß geworden und wusste was mich mit einer Katze erwarten würde.

In meinem damaligen Freundeskreis war aber alles anders. Jeder hatte mindestens einen Hund. Alle waren große Hunde, wie ein Labrador, welcher ein Schulhund war, verschiedene Schäferhunde, die Hundesport oder Schutzdienst gemacht haben. Meine Tante war seit einiger Zeit auch aktiv im Dogsitting und dort waren auch immer viele verschiedene Hunde. Also war es so gesehen gänzlich egal wo ich hin gegangen bin, es waren immer Hunde da. Als ich einen Abend mit den Mädels einen Spieleabend gemacht habe und wir bereits bei der zweiten Gassirunde mit dem Hunderudel unterwegs waren, wurde die Idee geboren, dass ich mir auch einen Hund hole. Erst klang alles nach Spaß aber schnell haben wir verschiedene Situationen und Lösungsmöglichkeiten für verschiedene Themen, wie Arbeitstag oder Betreuungsmöglichkeiten besprochen.

Ebenso war es mir wichtig, dass meine Familie hinter mir und der Entscheidung stand. Wir haben einen Familienrat einberufen. Jeder durfte seine ehrliche Meinung und Bedenken äußern. Wir haben alle Vor- und Nachteile besprochen und haben abgewogen, ob wir mögliche Einschränkungen wirklich wollen. Mir war klar, dass der Hund ein Familienhund sein wird. Ich schaffe es nicht, ohne die Unterstützung meiner Familie, einem Hund gerecht zu werden. Wochenende kann ich sehr gut abdecken, aber es würde nie zur Sprache stehen, dass mein Hund mit ins Büro kann. Ich arbeite Vollzeit und bin gelegentlich auf Geschäftsreisen. So brauche ich die Gewissheit, dass der Hund zu jederzeit gut, richtig und liebevoll versorgt ist.

Die Entscheidung, dass ein Hund kommen darf, ist sogar noch an dem Abend gefallen. Mir war es jedoch wichtig, dass jeder noch mal eine Nacht drüber schläft und wir am nächsten Tag final drüber entscheiden.

Ebenfalls haben wir besprochen, was es circa für ein Hund werden soll. Ich wollte einem „nichtmehr gewollten“ Hund einen schönen Platz schenken und mich in Tierheimen oder beim Tierschutz umschauen. Ebenso war mir wichtig, dass der Hund viel Power hat und mit mir alles mitmachen kann, wie zum Beispiel Joggen, Bergsteigen und Wandern. Meiner Mama war es wichtig, dass der Hund nicht all zu groß ist, maximal Kniehöhe. Meine Schwester hatte keine Anforderungen, sie liebt jeden Hund. Meine Wunschvorstellung war ein wohlerzogener, zweijähriger Scheidungshund aus Grünwald bei München. Ein Hund, der bereits die meisten Kommandos perfekt beherrscht und aus dem Gröbsten raus ist. Ich hatte mir etwas Urlaub aufgespart und wollte mir drei Wochen Urlaub nehmen, wenn der Hund komm. Mehr konnte ich mir aus arbeitstechnisch am Stück nicht nehmen. Also musste das als Eingewöhnungsphase ausreichen. Wir hatten besprochen, wie wir untertags die Betreuung des Hundes aufteilen. Hatten geklärt, dass wir unsere Urlaube von einander getrennt legen werden, sodass der Hund bei jedem von uns im Urlaub ganztags sein kann. Als alles soweit besprochen war konnte ich mit der Suche nach einem passenden Hund für uns beginnen. Da wir recht wenig Voraussetzungen hatten, dachte ich mir, dass wir in kürzester Zeit unser neues Familienmitglied begrüßen dürfen.

Tierheim:
Als erstes habe ich die vier Tierheime bei mir in der Region online angeschaut und bin sie dann auch persönlich abgefahren. Ich habe mich vorgestellt und nach den Hunden gefragt, welche ich online gesehen hatte. Ich wollte fragen, ob ich die Hunde kennen lernen kann, mit Ihnen spazieren gehen kann und wie eine mögliche Adoption abläuft. Spazieren gehen durfte ich nur, wenn ich in einem Verein dabei war und eigentlich fand es auch niemand wirklich prickelnd, da ich bis dato noch nie einen eigenen Hund hatte. In einem Tierheim hat es auch wirklich geklappt und ich durfte den Mischling besuchen. Wir waren spazieren und es wirklich Spaß gemacht. Wir haben uns gut verstanden und die Pflegerin hat mir von der Hündin und ihrem Charakter erzählt. Ich habe mich wohl gefühlt und konnte es mir gut vorstellen. Nachdem wir den Hund zusammen zurück gebracht haben, bin ich mit ins Büro und wollte das weitere Vorgehen besprechen. Ich wollte fragen, ob ich vielleicht am nächsten Tag gleich nochmal zum Gassi gehen kommen kann und am Wochenende vielleicht meine Familie mitnehmen kann. Zuvor kam mir aber die Leiterin. Sie sollte von mir ziemlich viel wissen, ich habe mich fast ausgefragt gefühlt. Ist aber auch verständlich, weil es eine wichtige Entscheidung ist und wohl überlegt sein soll. Sie machte sich Notizen und als wir zu dem Punkt Arbeit gekommen sind und ich ihr begeistert von unserem Schichtplan erzählt habe, wurde ich unterbrochen. Es ist nicht möglich, dass ich den Hund bekomme, solange ich Vollzeit arbeite und der Hund nicht mit ins Büro dürfte. Es ist unzumutbar, dass irgendein Hund die Zeit allein zu Hause sein muss. Theoretisch habe ich alles verstanden und leuchtet mir auch ein, praktisch ist der Hund aber nach unserem Schichtplan nur vier Stunden allein. Ich habe mich gefragt, wie es andere berufstätige Menschen wohl mit ihren Hunden machen. Ich kann es mit gutem Gewissen vertreten, dass wenn der Hund ausgelastet ist, dass er vier Stunden allein sein kann. Aber das war mein k.o.-Kriterium. Sie haben mich gebeten zu gehen und sobald sich was an meiner Arbeitssituation verändert, kann ich gerne wiederkommen. Etwas geknickt war ich und bin von dannen gezogen.

Tierschutz:
Im nächsten Schritt habe ich es über den Tierschutz versucht. Hier ist es mir wirklich schwergefallen, den richtigen für mich zu finden. Es gibt sehr viele Organisationen und welchen soll ich nur unterstützen. Überall sind es so viele arme Hunde. Ich habe dann angefangen mit verschiedenen Personen von Tierschutzorganisationen zu telefonieren. Ich war mir nicht sicher, ob ich einem Angsthund gerecht werde. Viele Hunde haben lang auf der Straße oder in ausländischen Tierheimen gelebt. Ich war mir nicht sicher, ob ich den Hund nicht mit meinem aktuellen Leben einfach überfordern würde. Die Sorgen sind immer größer und ich immer unsicherer geworden. Meine Tante hat parallel dazu auch nach einem eigenen Hund aus dem Tierschutz gesucht. Das habe ich dankend angenommen und mir das bei ihr mit angeschaut und sie unterstützt, soweit ich konnte. Sie hat sich in eine Hündin aus Griechenland verliebt, welche in der Nähe von Düsseldorf auf einer Pflegestelle auf sie wartet. Wir sind zusammen mit dem Auto an einem Samstag dort hingefahren, um sie zu besuchen. Meine Tante ist allein in den Raum zu der Hündin, um zu schauen, wie sie aufeinander reagieren. Uns wurde im Vorfeld schon gesagt, dass sie sehr zurückhaltend ist, nicht stubenrein und zu viel Angst hat, um raus zu gehen. Meine Tante wollte aber wissen, ob ihr Gefühl sie nicht täuscht und das ihr Hund ist. In der Zwischenzeit habe ich im Wohnzimmer im Erdgeschoss gewartet und mich mit den Personen unterhalten. Nach zwei Stunden kam meine Tante aus dem oberen Stockwerk zurück und wir konnten wieder heimfahren. Für sie stand fest, dass wir den Hund nächste Woche abholen würden. Es ging alles ganz fix und der Schutzvertrag war unterschrieben. Auf meine Tante kam schon viel zu. Jetzt nach vier Jahren sehe ich rückblickend, was sie alles in der Zeit geleistet hat und wie gut die Zwei zusammenpassen. Für mich persönlich aber leider keine Option. Es freut mich für Beide zu sehen, dass sie zusammengehören und das schon so passieren musste. Gut, durch die Erfahrung war dann der Tierschutz auch keine Wahl für mich.

Onlinetiermarkt:
Allein die Unterüberschrift „Onlinetiermarkt“ lässt mich schon erschaudern. Hier wird viel Schindluder getrieben und Vermehrer/Tiertransporter treiben sich rum. Ich habe meinen Suchradius auf 100 Kilometer gestellt und mir die Fotos der Hunde angeschaut. Oft gab es nur kurze Beschreibungen und eine Kontaktnummer. Mit bestimmt vier Vermittlern/Besitzer dieser Hunde habe ich telefoniert und wollte bestimmte Dinge wissen:

- Warum geben Sie den Hund ab?
- Können Sie mir ein bisschen von dem Hund erzählen?
- Wie verhält er sich beim Gassi?
- Wie alt ist der Hund und woher kommt er?
- Haben Sie Bilder von den Eltern oder einen Kontakt? (um Vermehrer ausschließen zu können)
- Was kann der Hund alles und wo sehen Sie noch Nachholbedarf?

Die Fragen habe ich immer ziemlich drängend gestellt, weil ich wissen wollte, ob sie ins Stolpern geraten. Anschließend habe ich drum gebeten mir mehr Bilder und Videos zu schicken, um den Zustand des Hundes zu sehen und mir von der Umgebung, in der er lebt, ein Bild zu machen.

Das Suchen wurde mühselig und ich habe mich entschlossen, dass ich eine Anzeige schalte.

„Biete Platz für einen Hund – aktive, junge Frau hat Zeit und Platz für einen Familienhund. Gerne einen Dackelmix“ und habe ein Bild von mir mit rein geladen. Die Personen sollen sich gleich ein Bild von mir machen können.

Nach kurzer Zeit, als die Anzeige online war, habe ich sehr viele Nachrichten bekommen. Mir wurden Tiere aus dem Ausland oder aus Hobbyzüchtungen angeboten. Ich wollte aber niemanden unterstützen, die einfach ohne Verstand auf Masse züchten; natürlich haben mir die Hunde leidgetan, aber ich konnte es nicht. Einen Hund retten und 10 neue Hunde werden nachgezüchtet. Eine Nachricht beschäftigt mich bis heute immer noch. Ich würde ziemlich angegriffen, ob ich mir einen Hund überhaupt leisten kann. Ich habe versichert, dass das gewährleistet sei, aber es hat der Dame nicht gereicht. Sie hatte nicht mal einen Hund zum Vermitteln, sondern wollte mich irgendwie nur fertig machen. Einen kleinen Welpen sind meine Schwester und ich besuchen gefahren. Jedoch ist gleich aufgefallen, dass der kleine Dackelwelpe keine Ruhe kennt. Er war nicht stubenrein, aber bei dem Alter auch nichts Schlimmes. Jedoch hat sich die Frau einige Male bei ihrer Geschichte in Widersprüchen verstrickt, sie konnte mir nicht genau sagen, woher der Hund ist. Einmal wollte sie ihn abgeben, weil sie vom Bücken Rückenschmerzen bekommt und dann, weil es der letzte Welpe ihres Wurfes sei. Aber nirgends war auch nur der Anschein nach einem Elterntier. Nach so vielen negativen Erfahrungen habe ich meine Anzeige rausgenommen und für mich selbst entschieden, dass ich es lassen werde. Der Entschluss ist mir nicht leichtgefallen, aber ich wollte es nicht erzwingen. Für mich war es immer wieder emotional schwer auch nur einen Hund zurück lassen zu müssen.

Am nächsten Tag war Samstag, nach dem Aufstehen bin ich zu meinem Handy ins Wohnzimmer gegangen. Von einer fremden Nummer hatte ich eine sehr lange Nachricht und einige Fotos eines Welpen bekommen. Erst habe ich es nicht verstanden wo die Nummer her kam, aber dann fiel mir ein, dass ich in der Anzeige meine Handynummer angegeben hatte. Der Welpe war am Tegernsee, er ist bei der Familie seit zwei Wochen und suchen jetzt einen guten Platz für ihn. Die Dame wollte ihn nicht so klein ins Tierheim geben, aber das Kind hat doch kein Interesse mehr an dem Hund. Ich fand diesen Grund richtig schlimm, einen Hund anschaffen für ein Kind und dann nach genau zwei Wochen wieder loswerden wollen.

Ich habe den Welpen besucht und da war er, dieser kleine Wirbelwind mit dem noch nackigen, gefleckten Bauch. Brav hat er mir seinen kleinen Ball gebracht und hat in seinem großen Körbchen gespielt. Die Dame hat bereits alles zusammengepackt und war bereit mir den Kleinen so in die Hand zu drücken. Ich habe Sie drum gebeten, dass wir uns erst einmal setzen und etwas reden, anschließend habe ich Ihr einen Vertrag vorgelegt und die Schutzgebühr besprochen. Ebenso wollte ich wissen was und wie sie füttert, um die Umstellung für den Kleinen so stressfrei wie möglich zu machen. Wir sind auch noch eine Runde spazieren gegangen. Ich wollte sehen, ob mit dem Welpen alles in Ordnung ist oder er Anzeichen zeigt. Anschließend bin ich mit Videos und Bildern ohne Hund heimgefahren. Wir haben besprechen müssen, wie wir alles mit einem Welpen organisieren. Der Kleine konnte natürlich noch nicht alleine zu Hause bleiben mit seinen 3 Monaten. Aber auch dafür haben wir eine Lösung gefunden. Nachdem alles geklärt war, ich die letzten Utensilien gekauft hatte und die Wohnung welpensicher gemacht habe, habe ich Pixel abgeholt. Damals hieß Pixel noch Django, aber auch das hat sich am selben Tag problemlos für ihn geändert. Pixel durfte beim Erwachsenen-Hunderudel mitlaufen. Er lernte damals schon sehr schnell Sitz, Bleib und das Boxtraining ging auch zügig voran. Schon nach ein paar Tage habe ich bemerkt, wie Pixel aufblüht und die Freude, sowie das Lächeln und Strahlen in seinem Gesicht ist bis heute nicht verschwunden.

Als Fazit kann ich sagen, dass ich kein Fan bin von dem Onlinetiermarkt. Aber mit viel Zeit, Geduld und immer wieder neuer Motivation, kann sein Seelenverwandter auch dort gefunden werden. Ich bin dankbar, dass uns das Schicksal so zusammengeführt hat. Bis heute setze ich sporadisch immer mal wieder einen Filter im Tiermarkt, nur um zu sehen, ob vielleicht doch noch eine kleine Seele unverhofft auf uns wartet.

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